Zu Fuß über den Alpenhauptkamm

Tour zum Wilden Mannle (3023 m)

Am heutigen Tage wollten wir unseren ersten 3000 er besteigen, das Wilde Mannle (3023 m). Dazu entschließen wir uns mit dem Sessellift auf die Stableinalm zu fahren und beginnen dort unsere Wanderung zur Breslauer Hütte, die heute von der Sektion Stuttgart betreut wird. Nach einer kleinen Aufstiegspause an der Hütte gehen wir in Richtung Rofenkarferner, der durch seine blauschimmernden, hohen Gletscherabbrüche in Wanderführern beschrieben wird.

Nachdem wir in den Geröllkegel hinabgestiegen sind, müssen wir über eine sehr schmale Schuttkante der Gletscherzunge in Richtung Gletscher Höhe gewinnen. Dieser Teil des Weges wird auch als Rofenkarsteig beschrieben. Er sollte von trittsicheren Wanderern begangen werden, die auch über eine gewisse Höhensicherheit verfügen.

Wir steigen in eine hohe Flanke des Berges ein, der hier mit Seilen gesichert ist. Hier gilt es Vorsicht walten zu lassen, denn ab und zu kommt es in diesem Teil des Berges zu Begegnungen mit anderen Wanderern, die absteigen wollen

Auf dem Gipfel

Endlich haben wir es geschafft und stehen auf dem Wilden Mannle. Wir stehen unter dem Kreuz und der Blick ist nach allen Richtungen frei. Wir schauen hinüber auf den Ramolkamm und hinunter auf den Rofenkarferner. Kein Hang oder Berg unterbricht den Blick über die anderen Dreitausender, es ist sehr still und wir genießen die Ruhe der Natur.

Wir sind gerade dabei uns ins Gipfelbuch einzuschreiben, da reist uns ein gewaltiger Knall aus unseren Eintragungen und wir schauen auf um die Ursache dieser Ruhestörung ausfindig zu machen, da sehen wir wie weitere Teile am Rofenkarferner mit seiner blauen Gletscherzunge abbrechen und in die Tiefe stürzen, wir erleben wie das abgebrochene Eis alles mitreist was im Weg steht, kleinere Vegatationen, Erdhügel, ja selbst größere Gesteinbrocken werden berührt und beginnen mit dem inzwischen zerbrochenen Eisstrom um die Wette zu fliesen. Der Bach des Rofenkarferners beginnt an den Stellen der Einflussnahme eine gelbe Färbung anzunehmen, Wasser zuvor fliest in seiner ursprünglichen blau-silbernern Farbe weiter.

Ein Naturschauspiel, welches wir vorher nie gesehen haben und das die Naturempfindlichkeit beschreibt. Ich hatte schon einmal geschrieben, dass der Ferner schwitzt, hier sind Teile kollabiert.

Unsere Unterkunftort

Unser Quartiersort Vent wurde schon sehr früh als Almgebiet der Bauern von Schnals genutzt und bereits 1241 urkundlich erwähnt. Im Jahre 1300 erscheint es erstmalig als "Fende im Tale Snals" in den Geschichtsbüchern und gehörte fortan zum Vinschgauer Gericht Kastelbell.

Erst zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurde es der Gemeinde Silz und damit Sölden zugeordnet. Bis zur ersten Pfarrerhebung im Jahre1891 war es mit der Pfarre Unser Frau in Schnals vereinigt.

Das bedeutet, dass die Menschen zu dieser Zeit ein bis-zweimal im Jahr bei Hochfesten, Beerdigungen oder Hochzeiten einen Fußmarsch von mindestens 10 Stunden auf sich nahmen.

Ein weiterer wichtiger Punkt in dieser grandiosen Landschaft ist die Nutzung der Almen durch die Bergbauern.

Noch heute werden die Schafe des Schnalstales auf die Weiden oberhalb von Vent getrieben und müssen deshalb zweimal über das Niederjoch mit seinem Gletscher. Einmal hin und einmal zurück. Dieser Schaftrieb wird auch als Transhummanz bezeichnet. Dabei verbringt ein von den Bauern im Schmalstal bezahlter Hirte den Sommer im Ötztal. Diesem Schäfer wurde auf dem Weg von Vent zum Martin -Busch-Haus eine neue Schäferhütte gebaut, denn die alte Hütte war schon über 150 Jahre alt, was wir aus den eingeritzten Inschriften entnahmen.

 

Foto- Auf dem Wilden Mannle- Gipfelkreuz mit Stempelkasten und Gipfelbuch
foto 8