Fahrt nach Kpalime

Nach dem wir die Hauptstadt Lome einschließlich der weitläufigen Universität durchstreift hatten, hatte unsere Tochter den Einfall einen Ausflug ins ca. 120 km entfernte Kpalime zu unternehmen.
Mit Abraham besprachen wir unser Ansinnen und er stellte sich gleich als Reiseführer zur Verfügung.
Auch die Mietung eines Autos samt Fahrer überließen wir ihm und verabredeten uns für den kommenden Tag 08.00 Uhr.
Da die Stadt im Norden von Lome liegt, in der Region Plateaux, war es uns das erste Mal möglich freie Landschaften zu sehen, mit allen in diesen Bereich vorkommenden Facetten.
Gleich hinter der Hauptstadt stoppte unser Fahrer Arnold an einem an der Fernstraße aufgebauten Hocker mit einer zentrisch positionierten Gin-Flasche.
Neugierig was nun passieren würde stiegen wir aus und waren im Nu von drei jungen Burschen, eher Kindern umringt, die aus dem angrenzenden Maisfeld einen  20 l- Kanister herausschleppten, um dessen Inhalt nach einer äußerst kurzen Preisverhandlung mit Arnold ins sein Auto zu füllen.
Da nach dem Tankvorgang noch etwas Platz im Tank war, wiederholte man die Befüllung mit einem etwas kleineren Behälter.
Danach ging es weiter nach Kpalime und die nördlichen Bereiche der viertgrößten Stadt von Togo.
Ich wäre nicht ehrlich, aber der Vorgang ließ mich nicht in Ruhe und so erfuhr ich, dass wir gerade an einer „Benzinverkaufsstelle“  getankt hatten, die es zu tausenden in Togo gibt. Beim Benzin handelt es sich um geschmuggelten Treibstoff aus Nigeria, der über Benin nach Togo kommt und hier schwarz verkauft wird. Ich wollte auch nicht zu neugierig sein und so fragte ich nicht nach dem Preis, doch muss es sich immer noch lohnen das ca. 250 km entfernte Nigeria anzufahren, natürlich nicht mit der einen Flasche.
Ich mache natürlich keinen Hehl daraus, aber der Sprit stank erbärmlich, doch unser Auto fuhr den ganzen Tag brav entlang der Grenze zu Ghana.
Schon zu Kolonialzeiten war die Stadt Palime aufgrund des Bergklimas und der damit verbundenen Landschaft ein beliebtes Urlaubsziel, der hier im Dienste des Kaisers tätigen Deutschen.  Früher war die Stadt auch das Zentrum des togoischen Kaffee,- Kakao-und Citrusanbaus, aber dieser Wirtschaftszweig ist nicht mehr vorhanden.
Dafür ist sie jetzt sehr bekannt mit ihrem großen Stoff-und Fruchtmarkt in Stadtmitte. Eine Sehenswürdigkeit im engen Umfeld des Markes wollten wir auf alle Fälle besichtigen und zwar handelt es sich um die Kirche „Eglise du saint esprit“, zu Deutsch Heiliggeistkirche, die im Jahre 2003 aufwändig vom Bistum Rottenburg-Stuttgart renoviert worden ist. Eingerahmt von einer weitläufigen Kirchenmauer und einem sich dahinter verbergenden Kirchplatz strahlte sie in der Sonne noch mehr, denn das Pflaster war auch noch im gelblichen Sandsteinton gehalten.
1913 grundsteingelegt erfolgte schon im Dezember 1914 die Einsegnung des sehr schönen Kirchenbaues.
Die sehr lebendige Stadt erlaubte uns in das afrikansiche Leben einzutauchen, enger und natürliches wie es uns in Lome möglich war, auch wenn die Infrastruktur noch schlechter als in der Hauptstadt war.

 

 

Dennoch spürten wir die Lebendigkeit vor allem im Bereich des Marktes, der hier bei weitem nicht so stressig wirkte wie in Lome. Das Angebot reichte  von allen möglichen Gebrauchsgegenständen bis hin zu Lebensmitteln.
Gleich zu Beginn der ersten Marktstraße kamen wir an einem Stand mit Frischfleisch vorbei, sortiert in Schaf- und Ziegenfleisch, wobei man auf der rechten Seite gleich noch abgetrennte Ziegenköpfe aufgestapelt hatte.
Im Hintergrund waren noch zwei Ziegen an einem Pfeiler angebunden und wurden offenbar noch im Laufe des Tages geschlachtet. In dem Augenblick musste ich an die Diskussionen früher am Küchentisch denken, wenn meine nunmehr schon erwachsenen Söhne die Verfallsetiketten am Bierschinken prüften und mahnend den Finger hoben, sollten wir uns einem notierten Tag besonders annähern.
Danach ging ohnehin nichts mehr.
Hier nun lag rohes Fleisch auf Holzbohlen und kein Mensch machte sich auch nur die Mühe dieses Fleisch zu prüfen, geschweige denn Etiketten darauf zu kleben.
Das Blut war echt und das Fleisch sicherlich noch warm, für mich auf alle Fälle ein Grund schnell weiter zu gehen.
Nach dem Verlassen des blutrünstigen Eingangsbereiches weiteten sich die Stände auf und man wurde von Gewürzaromen  getragen, dazwischen immer wieder Gemüse wie Schoten, Erbsen, natürlich Yams und Maniok, Reis, Nüsse, Zwiebeln und auch Äpfel.
Unserer Familie liebste Frucht war jedoch für die Einheimischen so teuer, dass sie nur wenig gekauft werden. Auch wir hielten uns zurück, denn mit Äpfel n aus Südtirol wollten wir uns in diesem Teil der Erde nicht ernähren.
Diese Stände wiederholten sich in bunter Reihenfolge, wobei  jede Verkäuferin ihre Waren anders zur Schau stellten, ja das war eine Augenweide von den bunten Stoffen gar nicht zu reden.
Pfeffer, Paprika, Chili, Tomaten und jede Menge anderer Gewürze in den unterschiedlichsten Farben und Körben, liegend, angestellt oder auch hängend und dann lagen sie endlich zwischen dem letzten Korb Paprika und den großen Schoten, echte Spagetti.
Dieses Produkt aus dem fernen Italien, man spricht ja auch davon sie kämen aus frühester Zeit aus China, entwickeln sich auch in Togo zu einem gern zubereiteten Nahrungsmittel.
Dabei kommen allerdings nicht wie in der deutschen Küche üblich ausgebratene Wurst und Käse als Zugabe zum Einsatz, sondern leckere scharfe Soßen mit Paprika oder grünen Schoten.