Solla- endlich angekommen


Auf der ca. 1,5 Stunden dauernden Fahrt von Kara hinüber an die Grenze zu Benin war unser Transporter auf allen Straßenbelägen unterwegs, die man sich denken kann. Anfangs noch auf einer Teerstraße, wechselte diese schon alsbald hinter der Stadt in eine Schotterpiste, teilweise alt, aber auch in Bereichen schon neu angelegt, dennoch immer mit einer dicken Staubschicht belegt, da es nun schon mehrere Wochen nicht geregnet hatte.
Unterwegs mit uns auf der Straße hunderte Bauern, Kaufleute und Marktteilnehmer aus den Ortschaften Ketao und Pagouda, zu Fuß, auf dem Fahrrad, mit Leiterwagen und in gebrauchten Autos, meistens japanische Fabrikate, mit einem allgemeinen Problem, oftmals unbeleuchtet oder sehr schlecht sichtbar.
Wäre das in Deutschland schon eine Zumutung, es würde auch keiner tun, so stelle man sich die Schwarzafrikaner in tiefster Nacht vor, man sieht sie erst auf den letzten 10 Metern im mit Staub gefüllten Scheinwerferlicht.
Bei Ronalds Fahrweise gab ich uns noch ca. 10 Minuten, ehe wir den ersten Fußgänger angefahren hätten. Da ich an der Beifahrertür saß, kam ich mir vor wie in einem Actionfilm.
Unser Auto tanzte auf der Straße von rechts nach links und wieder zurück, um alsbald diese Aktion wieder von vorn zu beginnen.
Die beiden Scheinwerfer vermochten nun, hier hinter der Ortschaft Ketao, die ca. 20- 30 cm tiefen Löcher nicht mehr auszuleuchten. Ich wusste nicht einzuschätzen, ob zum Beispiel das linke Loch tiefer als das rechte war, aber Ronald riss immer im letzten Moment das Steuer herum und nahm oftmals das von mir gedanklich verworfene Loch unter die Räder, um unsere straffe Fahrt fortzusetzen.
Warum er im letzten Augenblick das linke Loch ausgeschlossen hatte, es war sein Geheimnis.
Es war schon schwarze Nacht im kleinen Bauerndorf Solla, als wir mit Gesang und viel Freude die lange staubige Dorfstraße entlang fuhren, das erste Mal in unserem Leben mit sieben Personen, eng aneinander sitzend, im Führerhaus von Ronalds Pick-up.
Alles war in tiefste Nacht getaucht und nur hier da stemmten sich ein paar LED-Leuchten im Hofinneren der Anwesen gegen die Finsternis, die diese Glühwürmchen mit ihrem schwachen Licht  gewähren ließ.

 

 

 

Auch hier wieder das gleiche Bild: schwarze Menschen auf tiefbrauner Straße, in schwarzer Nacht.
Unwillkürlich musste ich an einen Witz von Otto Walkes in Hamburg denken, als dieser mit einer weißen Fahne auf der Bühne wedelte und seine Zuschauer der Comedy Show frug, was sie sehen?
Er nahm die Antwort vorweg: „Es ist die Ostfriesenfahne, weißer Adler auf weißen Grund“.
Doch noch einmal kurz zurück nach Solla, denn unsere Fahrt neigte sich nun dem Ende. Noch einen kleinen Stich hinüber, vorbei an der Kirche und einem großen, hellem Haus, das dem „Reichem“ gehörte, so flüsterte man uns zu.
Der Pick-Up nahm den letzten Stich hinauf ohne Mühe, danach noch eine kleine Rechtskurve und wir waren da.
Die Jugendlichen hinten auf der Ladefläche lachten laut auf, auch sie hatten es geschafft. Wie viele mit uns gefahren waren, wir wissen es nicht.
So, wie sie sich viel Mühe beim Verstauen des Gepäckes gegeben hatten, so behutsam luden sie es wieder ab, allein der Staub auf unseren Koffern zeigte es uns, wir waren angekommen, in dem kleinen Ort Solla irgendwo an der Grenze zu Benin, in Afrika.